Die Bestmarken purzeln weiter: Was die Boston Bruins so stark macht (2024)

Der Fabellauf der Boston Bruins geht auch in dieser Saison weiter. Nach der Rekord-Saison des vergangenen Jahres prophezeiten viele einen drastischen Form-Abfall, doch dieser blieb aus. Der kicker erklärt, was die Bruins so stark macht.

Die Bestmarken purzeln weiter: Was die Boston Bruins so stark macht (1)

Hat hinter der Bank der Boston Bruins einiges zu lachen: Trainer Jim Montgomery (Mitte). IMAGO/USA TODAY Network

Superlative noch und nöcher hagelte es für die Boston Bruins zum Ablauf der vergangenen Regular Season. 65 Siege und insgesamt 135 Zähler hatten die Bruins in den 82 Spielen der Saison 2022/23 eingefahren - beides Rekordzahlen in der langen Geschichte der NHL. In den Play-offs kam schnell der große Schock: Boston gab in der ersten Runde eine 3:1-Führung in der Best-of-seven-Serie gegen die Florida Panthers aus der Hand und der große Traum vom ersten Stanley Cup seit 2011 war ausgeträumt.

Doch die schlechten Nachrichten schienen da erst zu beginnen: Kurz nach dem Play-off-Aus gaben mit Patrice Bergeron und David Krejci zwei absolute Grundpfeiler und Führungsspieler ihr Karriereende bekannt, im Sommer verließen zudem Taylor Hall (per Trade zu Chicago), Dimitri Orlov (Free Agency, Carolina Panthers) und Tyler Bertuzzi (Free Agency, Toronto Maple Leafs) das Team. Ein Lauf wie der des vergangenen Jahres schien unmöglich geworden. Zu zahlreich erschienen die Löcher in der Offensive, zu groß der Qualitätsverlust durch die zahlreichen Abgänge. Nicht umsonst benannte "The Athletic" die Bruins in seinen alljährlichen Vorhersagen als das potenziell enttäuschendste Team der Liga.

Schnell sahen sich die Kritiker aber eines Besseren belehrt, nach den ersten 18 Spielen der regulären Saison 2023/24 steht Boston mit 31 Punkten wieder einmal an der Spitze der Atlantic Division, sechs Zähler vor dem ärgsten Verfolger Florida. Damit haben die Bruins bislang 86,1 Prozent aller möglichen Punkte geholt - ein noch besserer Wert als der aus der Fabelsaison 2022/23. Die Bruins zeigen sich also auch in diesem Jahr wieder von ihrer besten Seite, doch was genau macht den sechsmaligen Stanley-Cup-Sieger so stark?

Coach Montgomery bricht den Startrekord

Einen großen Anteil am Erfolg der Bruins hat Head Coach Jim Montgomery, der im Sommer des vergangenen Jahres auf Bruce Cassidy gefolgt war. Der Wechsel hinter der Bank war damals nicht unumstritten, schließlich hatte der heute 58-Jährige Boston nach seiner Amtsübernahme im April 2017 stets in die Play-offs und 2019 sogar bis ins Stanley-Cup-Finale geführt. Rund ein Jahr später lässt sich der Tausch allerdings wohl als Optimalergebnis für beide Seiten bilanzieren. Cassidy ging nach Las Vegas und krönte sich mit den Golden Knights direkt in seinem ersten Jahr zum Champion, während Montgomery Boston in neue Höhen treibt.

Sechs Neue - und nur Einer schon über ein Jahrzehnt

Nach der Rekord-Saison wurde Montgomery direkt mit der Jack-Adams-Trophäe für den besten Trainer der Liga ausgezeichnet, nach dem 3:1 gegen die Florida Panthers in der Nacht zum Donnerstag ist ihm nun ein über 50 Jahre alter Rekord zu eigen geworden. Mit 79 Siegen aus seinen ersten 100 Spielen in Boston pulverisierte der 54-Jährige den bisherigen Startrekord von Tom Johnson, der ebenfalls als Trainer der Bruins von 1970 bis 1971 72 seiner ersten 100 Spiele gewinnen konnte.

Die Führungsspieler liefern

Bis zu seinem Rücktritt Mitte Juli war Bergeron das Gesicht der Bruins. Als Anführer der Offensive und seit dem Abgang von Zdeno Chara Kapitän des Teams zeigte er an beiden Enden des Eises Top-Leistungen, sechs Auszeichnungen mit der Frank-J.-Selke-Trophäe für den defensivstärksten Offensivspieler inklusive. Doch auch nach seinem Abgang zeigen die Top-Spieler in den Reihen der Bruins weiter ausgezeichnete Leistungen.

Das C auf der Brust hat inzwischen Brad Marchand, Bergerons langjähriger kongenialer Partner, übernommen. Der oftmals für seine dreckig-intensive Spielweise kritisierte Flügelspieler (Spitzname: "The Rat" - "Die Ratte") legt nach 67 Punkten in 73 Spielen in der vergangenen Saison auch in diesem Jahr wieder rund einen Punkt pro Spiel auf, erst kürzlich erreichte er die 500-Assist-Marke in der NHL. Auch in der Defensive zeigt der neue Kapitän große Leistungen, als Teil der ersten Penalty-Kill-Unit trägt er großen Anteil daran, dass die Bruins 91 Prozent der Strafzeiten ohne Gegentreffer überstehen - Liga-Bestwert.

Der wohl größte Star der Bruins steht aber neben Marchand auf dem Eis: David Pastrnak. Der Tscheche trägt die Hauptverantwortung für die Offensive der Bruins, seine 73 Treffer seit der Amtsübernahme von Montgomery sind die meisten aller NHL-Spieler in dieser Zeitspanne. Auch in Sachen Punkte mischt der 27-Jährige in der Ligaspitze mit, nur Leon Draisaitl (151 Punkte) und Connor McDavid (169) waren in den vergangenen 100 Partien an mehr Toren beteiligt.

Ullmark und Swayman: Ein unbezwingbares Duo

Sie bilden den Grundstein des Erfolges: Bostons Torhüter Linus Ullmark (li.) und Jeremy Swayman. IMAGO/USA TODAY Network

Unbezwingbar macht die Bruins aber ein einzigartiges Duo zwischen den Pfosten. Als erster Torwart steht zumeist Linus Ullmark auf den Spielberichtsbögen. Der 30-jährige Schwede kam im Sommer 2021 in der Free Agency aus Buffalo nach Boston und schlug sofort voll ein. Einer starken ersten ließ er eine noch bessere zweite Saison folgen, 93,8 Prozent gehaltene Schüsse und eine Gegentor-Quote von nur 1,89 Gegentoren pro Spiel bedeutete den Gewinn der Vezina-Trophäe für den besten Torhüter der Liga. Die Bestmarken Ullmarks ziehen sich durch die gesamte Amtszeit Montgomerys, in den 100 Spielen unter dem neuen Coach kann kein Torhüter mit mindestens drei absolvierten Spielen mit dem Schweden mithalten.

Die besondere Stärke Bostons macht aber aus, dass nicht nur Ullmark Höchstleistungen abruft, sondern auch sein Ersatz Jeremy Swayman auf einem ähnlichen Niveau dominiert. Führt Ullmark alle Torhüter in den Kategorien Fangquote und Gegentoren pro Spiel an, so liegt Swayman direkt dahinter. 92,3 Prozent gehaltene Schüsse und ein Gegentor-Schnitt von 2,23 bedeuten Rang zwei unter allen qualifizierenden Torhütern in den vergangenen 100 Spielen.

Zusammen mit Ullmark errang der 24-Jährige in seiner zweiten NHL-Saison direkt die Jennings-Trophäe, die an diejenigen Torhüter mit mindestens 25 absolvierten Spielen vergeben wird, deren Team die wenigsten Gegentore der regulären Saison kassiert hat. Zusammen bilden Ullmark und Swayman den Grundstein für ein Bruins-Team, das auch in diesem Jahr wieder zu den Favoriten im Kampf um den Stanley Cup zählt. Gleichzeitig ist spätestens nach dem Nervenflattern des vergangenen Jahres bekannt, dass alle Bestmarken der regulären Saison ab dem Start der Play-offs bedeutungslos sind.

Constantin Frieser

Fünf Neulinge und zwei Urgesteine: Die Kapitäne in der NHL
Die Bestmarken purzeln weiter: Was die Boston Bruins so stark macht (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Allyn Kozey

Last Updated:

Views: 5939

Rating: 4.2 / 5 (63 voted)

Reviews: 86% of readers found this page helpful

Author information

Name: Allyn Kozey

Birthday: 1993-12-21

Address: Suite 454 40343 Larson Union, Port Melia, TX 16164

Phone: +2456904400762

Job: Investor Administrator

Hobby: Sketching, Puzzles, Pet, Mountaineering, Skydiving, Dowsing, Sports

Introduction: My name is Allyn Kozey, I am a outstanding, colorful, adventurous, encouraging, zealous, tender, helpful person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.